1986 ging daraus der eingetragene Verein Menschen helfen Menschen hervor. Erster Vorsitzender war der damalige Landrat Hans-Günter Bömeke. Was sich daraus entwickelte, war eine in dieser Form einzigartige Aktion, die in erster Linie Menschen aus der Region Aachen, Düren, Heinsberg, die plötzlich in eine Notlage geraten sind, Hilfe zur Selbsthilfe vermittelt. Und diese Aktion schrieb eine Erfolgsgeschichte. Denn jedes Jahr – seit nunmehr 39 Jahren – generiert der Verein zwischen 100.000 und 200.000 Euro Spenden und leistet durchschnittlich in dieser Höhe jährliche Zuwendungen. Und hinter dieser Summe verbergen sich jährlich rund 700 bis 1000 verschiedene Spenderinnen und Spender.
„Viele sammeln zu Geburtstagen Geld, zu Firmenjubiläen, anlässlich von Beisetzungen und spenden das Geld dann an Menschen helfen Menschen“, berichtet Bernd Mathieu aus Erfahrung. Er hat ebenso wie seine Vorgänger im Amt des Chefredakteurs, Anton Sterzl und Ottmar Braun, die Idee des Vereins, vor Ort schnell und unbürokratisch helfen zu können, fortgetragen. „Von Anfang an war die Hilfsaktion ein Zeichen der sehr intensiven Verbundenheit mit den Menschen in der Region“, sagt Mathieu heute. Für eine regionale Tageszeitung, wie die „Aachener Zeitung“, sei das Hilfswerk stets ein klassisches Instrument der Leser-Blatt-Bindung gewesen. Denn: „Die Spendenbereitschaft der Leserinnen und Leser ist auch ein Vertrauenssiegel, das sie ihrer Zeitung ausstellen“, sagt Mathieu und betont: „Einen größeren Vertrauensbeweis als Geldzuwendungen für den guten Zweck gibt es doch gar nicht.“
Aktuell entwickelt sein Nachfolger Thomas Thelen diese Idee weiter.
Dabei haben alle Beteiligte seit Beginn an darauf Wert gelegt, die Vereinsstrukturen so knapp wie möglich zu halten, damit das Hilfswerk „in der Lage ist, schnelle Entscheidungen zu treffen“, sagt Bernd Mathieu. „Das hat sich sehr bewährt.“
Dennoch leisten die allesamt ehrenamtlich tätigen Vereinsmitglieder einen hohen Aufwand bei der Prüfung der Fälle und der Weiterleitung der Spenden. In den Anfangsjahren haben die Eheleute Walter und Ursula Etschenberg die Bedürften besucht und Hilfsmöglichkeiten ausgelotet, heute und das auch schon seit Jahren macht das Jörg Meier. „Somit können wir den Leserinnen und Lesern garantieren, dass Ihr Geld ankommt und ihnen mitteilen, was daraus geworden ist“, fasst Mathieu zusammen.
Einer, der als Geschäftsführer des Vereins Menschen helfen Menschen dafür Sorge getragen hat, ist inzwischen pensionierte Redakteur der „Aachener Zeitung“, Hans-Peter Leisten. Er denkt mit großer Genugtuung an seine Zeit beim Hilfswerk zurück: „Es ist sehr befriedigend, konkret zu helfen.“ Ein wichtiges Charakteristikum sei es stets gewesen, vor Ort zu helfen. So bleibe das Spendengeld der Leserinnen und Leser in der Region. „Das trägt zur Identifikation mit der Stadt und der Region bei. Die Hilfe ist nicht anonym, wir können immer Rechenschaft ablegen“, sagt Leisten.
Ihm ist wichtig, dass Menschen helfen Menschen immer im Verbund eines „riesigen Netzwerkes mit vielen Partnern“ aktiv geworden ist. So arbeitet das Hilfswerk eng mit dem Kinderschutzbund, den Jugendämtern und Behindertenwerken zusammen. Zu den Partnern gehören außerdem Institutionen wie „Schwerkrankes Kind“ e.V., das Sozialwerk Aachener Christen oder die Arbeiterwohlfahrt. Und durch diese enge Zusammenarbeit sei es nie zu Eifersüchteleien zu anderen Hilfsvereinen oder Institutionen gekommen, erinnert sich Hans-Peter Leisten. „Es ist egal, wer das Geld vergibt und von welchem Konto es kommt. Es muss nur ankommen.“ Menschen helfen Menschen sei immer Teil der Aachener Soziallandschaft gewesen.
Beiden, Bernd Mathieu und Hans-Peter Leisten, aber auch den über die Jahre vielen anderen Helferinnen und Helfern bei der Spendenakquise, der Fallprüfung, der Buchhaltung, der Berichterstattung oder der Repräsentanz, sind bestimmte Schicksalsschläge besonders in Erinnerung geblieben. Bei Mathieu war das vor allem der Fall der Familie Lemoine aus Waldfeucht, dessen damals siebenjähriger Sohn Collin nach einem tragischen Unglück im Jahr 2011 plötzlich querschnittsgelähmt war. Vor allem mit tatkräftiger Unterstützung von Menschen helfen Menschen konnte der Familie damals ein behindertengerechtes Haus zur Verfügung gestellt werden. „Ich war damals mehrfach persönlich vor Ort“, erinnert sich Mathieu. „Hier zu helfen, war nur möglich dank eines ungeheuren Aufwands. Das war eine große Geschichte für Menschen helfen Menschen.“
Und Hans-Peter Leisten hat das Schicksal eines Jungen sehr berührt, dessen Mutter nach einer Vergewaltigung mit ihm schwanger geworden war. Auch der Junge und seine Familie konnte unterstützt werden. „Wenn man in solchen Fällen helfen kann, erfährt man als Repräsentant von Menschen helfen Menschen ein großes Echo“, sagt Leisten. „Und man bekommt viel Dankbarkeit zurück.
Der ehemalige AZ-Redakteur Hans-Peter Leisten hat als Geschäftsführer von Menschen helfen Menschen über Jahre zur Erfolgsgeschichte des Hilfswerks beigetragen. Foto: Michael Jaspers